Resting

Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen. Vielleicht ist sie so passiert, vielleicht auch nicht, doch wenn nicht, wie könnte ich sie dann erzählen?

Es war ein Morgen wie jeder andere. Die Sonne fiel durch die Ritzen der Bretterwand, webte flächige Schleier aus leuchtendem Staub in die kleine Kammer, die ihr in ihrer Einsamkeit Zuhause war. Sie stand auf , öffnete die Läden vor dem glaslosen Fenster und da lag er im Schatten des Mangobaumes. Sein Fell wie die Farbe der sonnengetrockneten Erde, die Augen halb geschlossen und doch konnte sie seinen Blick auf ihr ruhen fühlen. Sie war nie eine Schönheit gewesen. Schon als kleines Mädchen war ihr Kinn das Augenfälligste an ihr und den Blicken der anderen schob sie es energisch und trotzig noch mehr entgegen, als dies ohnehin schon die Natur ihrer Erscheinung war. Dennoch hatte ein junger Mann, der kurze Zeit zuvor im Dorf aufgetaucht war, sein Auge auf sie geworfen. Schüchtern war er gewesen, vielleicht war sie ihm als die Einzige erschienen, die er sich anzusprechen gewagt hatte. Was immer der Grund gewesen sein mag, er trat in ihr Leben, sie schritt an seiner Seite aus dem Dorf und es war gut.

Ihre Kinder kamen, ihre Kinder gingen, die einen als sie erwachsen waren, die anderen, weil sie starben und die dritten, weil sie getötet wurden während der Zeit der Revolution. Auch ihren Mann holte jene Zeit. Hätte sie ihr Kinn nicht immer wieder trotzig dem Leben und seinen Wendungen entgegengehalten, sie würde das Licht der Sonne nicht mehr erblicken wollen.

Jahrelang war sie nun schon allein, bestellte ihren kleinen Acker, erntete Mangos und Bananen von den drei Bäumen in ihrem Garten und ging zweimal in der Woche die zehn Kilometer in die Stadt, um einiges dort zu verkaufen und zu besorgen, woran es ihr fehlte. Seit zwei Monden begleitete sie Schritt auf Schritt, immer ein paar Meter hinter ihr dieser Streuner. Der erste Kontakt ihrer beider Augen war wie ein stilles Einverständnis der Zusammengehörigkeit zweier Wesen, deren Pfade durch die Welt lange, verschlungen, von Leid und fast sturem Durchhaltevermögen gezeichnet waren.

Der Tag hatte früh begonnen. Was sie zum Markt getragen hatte, war verkauft, die wenigen Notwendigkeiten waren besorgt. Bis jetzt war es ein guter Tag gewesen und bevor sie sich auf den Rückweg machen würden, nahmen sie eine Rast inmitten des Trubels einer Stadt, der um sie herum wogte, doch sie nicht mehr berührte, da sie ihre Schritte nicht mehr nach den äußeren Umständen zu ordnen brauchten, sondern ein Ruhen in ihrem Dasein eingekehrt war, seit beide wussten, wohin sie gehörten.

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I want to tell you a story. Maybe it has been like this, maybe not, but if not, how could I tell you?

It has been a morning like anyone else. The sunlight shone through the boardings gaps, weaving veils of glowing dust through the narrow chamber, her lonesome home. She rose and opened the shutters of her glassless window and there in the shodow of the mangotree he lied. His fur the colour of sun-dried soil, his eyes half closed, but nonetheless she could feel his look.

She has never been a beauty. As a little girl, her chin already has been an eyecatcher and stubborn as she was, she jutted it forward, even more as her natural shape has done it for her. Nevertheless, a young man, shortly arrived at the village, has cast an eye on her. Shy he was, maybe she has been the only one, he has dared to approach. Whatever, he crossed her way and she followed him leaving her home, and it has been all right.

Their children came and their children left, some when the became adults, others, because they died and others, because they have been killed in the times of revolution. It took her husband as well. She wouldn´t live any more, if she hadn´t jutted her defiant chin into the face of life with its sneaky turnings.

For years, she has been alone now, cultivating her small field, harvesting the mangos and bananas from the few trees in her garden, Two times a week, she walked to town, ten kilometers one way, to sell and to buy, what she needs. Now she had a companion, walking a few steps behind, this straying dog, which showed up two months ago and never left again. Their first encounter has been like a mutual understanding of a common bond between two beings, whose ways through life have been long and entwined, marked by harm and endurance.

She has been to the market this day and she has sold whatever she has brought along. All necessities have been obtained, It has been a good day yet. Before they return home, they take a rest amidst the turmoil of the town, which cannot touch them anymore. They don´t chose their ways depending on external conditions, since peace has settled down in their hearts, for they both have become aware of where they belong to.